Pfarrer Roland Kühne, Initiator der Organisation „Schüler bauen für Haiti“, unterstützt seit Jahren mit Auszubildenden und Lehrern des Rhein-Maas Berufskollegs in Kempen den Wiederaufbau der besonders betroffenen Region in Les Cayes. Anestis Ioannidis, Vorsitzender von Human Plus, ist ebenfalls seit Jahren in Haiti engagiert. Kurz nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010 konnte er mit Unterstützung des Hilfswerkes „Ein Herz für Kinder“ einen Hubschrauber in der Region positionieren, der die entlegenen Regionen mit Nahrung und Medikamenten versorgte.
Die einfache Bauweise der Häuser in Haiti war auch ein Grund für die große Zerstörung von „Matthew“ im Oktober 2016. „Matthew“ war 2016 der gewaltigste Wirbelsturm, der seit Jahrzehnten an der Ostküste des amerikanischen Kontinents wütete. Am stärksten traf es den Südwesten Haitis und löste dort die schwerste humanitäre Krise seit dem verheerenden Erdbeben 2010 aus. Mancherorts wurden bis zu 90 % der Gebäude zerstört oder beschädigt, und noch immer lebt ein Teil der Bevölkerung in provisorischen Unterkünften. Es gab massive Zerstörungen an den Infrastrukturen, wie Straßen, Wasser- und Stromnetz.
Mittlerweile liegt die Katastrophe einige Jahre zurück, jedoch befindet sich Haiti immer noch im kritischen Zustand und ist noch massiv auf auswärtige Hilfe angewiesen.
Um den Aufbau einer Schule und einer funktionierenden Dorfgemeischaft kümmerte sich Pfarrer Kühne seit Jahren. Er war mittlerweile neunmal vor Ort und überzeugt sich jeweils selbst vom Fortschritt in der Region. „Dies ist wichtig, um den Unterstützern der Aktion Rechenschaft ablegen zu können.“ sagt Pfarrer Kühne.
Seit dem Hurrikan Matthew 2016 gehen Human Plus und „Schüler bauen für Haiti“ gemeinsame Wege beim Wiederaufbau. Human Plus konnte im vergangenen Jahr drei See-Container mit Babynahrung, neuwertigen Sommertextilien, Schuhen und Schulmaterialien nach Haiti verschicken. Die Materialien kommen dem lokalen Hilfswerk von Pfarrer Kühne und Pater Loudeger zugute. Nun sind zwei weitere Container mit 20 Tonnen auf den Weg gegangen. Der Inhalt dient dem Wiederaufbau der Region in Les Cayes, speziell in Torbeck.
Nahezu alles geschieht in Handarbeit gemeinsam mit haitianischen Arbeitskräften, da es an Baumaschinen, wie Betonmischer oder kleinen Baggern fehlt. Ziel ist es, eine funktionierende Grundschule, ein Waisenhaus und ein kleines Gesundheitszentrum in Torbeck zu schaffen. Alles soll aus sich selbst heraus funktionieren, da sind sich Ioannidis und Kühne einig. Haiti muss sich wieder selbst um die Belange seiner Bevölkerung kümmern und darf nicht das Armenhaus der Region bleiben. Wichtig ist hierbei die Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern, damit die Projekte nicht von Korruption und Misswirtschaft unterwandert werden.
Für den Wiederaufbau wird Human Plus und „Schüler bauen für Haiti“ eigens eine Lehmziegelproduktion in den Inselstaat einrichten, damit durch den Bau mit Lehmziegelsteinen, die Standfestigkeit der Häuser verbessert werden kann und Schutz vor weiteren Wirbelstürme bietet, da der Inselstaat jedes Jahr immer wieder von heftigen Hurrikans heimgesucht wird.
Durch diese Initiative sollen Familien auch Material zur Reparatur ihrer Häuser erhalten. Die Haitianer beteiligen sich an den Aufräumearbeiten und dem Wiederaufbau und erhalten dafür einen Lohn, mit dem sie die wichtigsten Dinge für sich und ihre Familien finanzieren können.
Oben: Schüler des Rhein-Maas-Berufskollegs halfen auch 2017 tatkräftig vor Ort in Haiti.
Unten: Die Menschen in Haiti sind immer noch massiv auf auswärtige Hilfe angewiesen.
Human Plus konnte im vergangenen Jahr drei See-Container mit Hilfsgütern nach Haiti verschicken.